Josef Rathgeber, geboren am 26. Februar 1810 in Ering am Inn. Er lernte das Huf- und Wagenschmiede-Handwerk. In seiner Heimat hatte er sein Einkommen, doch die gebotenen Möglichkeiten genügten ihm nicht.
Josef Rathgeber, geboren am 26. Februar 1810 in Ering am Inn. Er lernte das Huf- und Wagenschmiede-Handwerk. In seiner Heimat hatte er sein Einkommen, doch die gebotenen Möglichkeiten genügten ihm nicht.
Die Geschichte begann Ende 1830, wo sich Josef Rathgeber in der Marstallstraße in München niederließ und eine Huf- und Wagenschmiede gründete, die Produkte reichten vom Hufnagel bis zum fahrbereiten Reise- und Postwagen.
1852 gründete Josef Rathgeber in der Marsstraße in München seine Waggonfabrik, kurz darauf wurden die ersten vierachsigen Eisenbahnwaggons gebaut.
1865 starb Josef Rathgeber erst 55-jährig, sein erst 19 Jahre alter Sohn Josef Rathgeber, geb. am 15. Februar 1846, war nun plötzlich gezwungen die Nachfolge seines Vaters anzutreten, so trat in der Aufwärtsentwicklung der Firma trotz des zunehmenden Konkurrenzkampfes keine Unterbrechung ein.
Das Herstellungsprogramm umfasste zum Beispiel folgende Erzeugnisse:
Schienenfahrzeugbau, Triebwagenzüge für Schnell- du Nahverkehr mit Diesel- bzw. elektrischen Antrieb. D-Zug-Wagen, Reisezugwagen, Salon-, Schlaf und Speisewagen, Straßenbahn-Trieb- und Beiwagen.
Straßenfahrzeugbau, Omnibusse in jeder gewünschten Ausführung, Lastkraftwagen-Anhänger mit oder ohne Kippvorrichtung, Raupenschlepperbau. Bäckereimaschinenbau, Knetmaschinen, Wirkmaschinen, Schlag- und Rührmaschinen.
Allenthalben auf Straßen- und Schienenwagen war und ist dieser Name anzutreffen, begegnete man linienschönen Triebwagen, den damals neuzeitlichen, zweckmäßigen und bequemen ausgestatteten Eisenbahnwaggons und Straßenbahnwagen sowie den eleganten Autobussen mit dem markanten R am Bug. Die Waggonfabrik Rathgeber war eine der ersten Deutschlands. Ihre Gründung fiel in die Zeit der ersten Eisenbahnen, ihr Wachstum wurde bestimmt von der Entwicklung des damaligen Verkehrs.
1911 wurde der Firmensitz von der Marsstraße nach Moosach verlegt und die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Als eine besondere Abteilung der Fabrik wurde schon seit ihrer Entstehung der Bau von Militärfahrzeugen betrieben. Es wurde Lafettierung (Unterbau) on Berg-, Feld-, Küsten-, Schiffs- und Festungsgeschützen hergestellt sowie Munitions-, Patronen- und Proviantwagen. Die Bestellungen kamen aus Deutschland, aber auch aus Übersee. Als weitere Sparte fertigte Rathgeber Eisenkonstruktionen jeder Art, Dachstühle, Brücken, Stege, Treppen, Gewächshäuser, Reservoire und vieles mehr.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 nahm eine glänzende Wirtschaftsepoche ihr Ende.
In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 wurden Militärfahrzeuge sowie Pionier- und Luftschiffgeräte geliefert, in einer Sonderabteilung sogar Flugzeuge gebaut.
Während das Werk den Ersten Weltkrieg äußerlich unbeschädigt überstanden hatte, wurde es im Zweiten teils völlig zerstört.
So wie viele Firmen nach dem Zweiten Weltkrieg musste auch Rathgeber bei Null anfangen. Nach dem Zusammenbruch von 1945 und den verheerenden wirtschaftlichen Folgen, die in ihrem Ausmaß erst nach der Währungsumstellung offenbar wurden, gelang es Rathgeber sogar, mehr als die frühere Bedeutung wiederzuerlangen.
Trotz der schier unüberwindlichen Hindernisse konnten die zerstörten Kontakte zum Ausland wieder neu hergestellt werden, Rathgeber wurde wieder das weltbekannte Unternehmen, dessen Erzeugnisse nicht nur in die früheren Absatzländer des alten Kontinents gingen, sondern noch weiter darüber hinaus. Ein Höhepunkt davon war ein Auftrag aus Fernost: Rathgeber lieferte eine Staatskarosse an den kaiserlichen Hof in Peking.
Mitte der 50er verabschiedet sich Rathgeber von dem inzwischen stagnierenden Omnibusbau und begann an dieser Stelle mit dem Rolltreppenbau.
Es wurden die neu erbauten Kaufhäuser Neckermann, Hertie und Kaufhof ausgestattet und nach kurzer Zeit folgte ein Messebesuch bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel. Rathgeber wurde dabei mit einer Medaille für seine Rolltreppen ausgezeichnet.
Auch in dieser Branche erlebt die Firma einen regelrechten Boom. Rathgeber profitierte davon, dass München nun mit einem Teil seiner Personen-Beförderung in den Untergrund ging. So wurden neben den U-Bahnzügen auch die Rolltreppen für die Bahnhofszugänge von U-Bahn und S-Bahn gebaut. Lieferungen dieser Art gingen auch in großen Stückzahlen nach Hamburg, Stockholm und vereinzelt für die Metro nach Paris, es folgten Exporte sogar bis nach Mexico. Sogar auf Deutschlands höchsten Berg, der Zugspitze, sind zwei Rathgeber-Rolltreppen im Schneefernerhaus montiert worden.
Als aber dann die Produktionszahlen zurückgingen, wurde auch in diesem Bereich ein rasches Ende herbeigeführt.
Ebenfalls Mitte der 50er Jahre begann Rathgeber mit dem Bau der Aufzugtüren.
Im Bau von Aufzugtüren sah die Firma ihre Chance, sich einerseits am Wiederaufbau zu beteiligen und andererseits einen neuen Fertigungszweig gefunden zu haben.
Übrigens das einzige Produkt das aus der Rathgeber-Ära heute noch in vielen Varianten von der Meiller Aufzugtüren GmbH gebaut wird.
Mit all dieser Vielseitigkeit, die Rathgeber auszeichnete, versuchte man sich nun auch mit dem Kipperbau für die Firma Meiller.
Trotz der vielen Anstrengungen von Rathgeber, führte das wirtschaftliche Auf und Ab der Nachkriegsjahre dazu, dass die Firma F. X. Meiller Fahrzeug- und Maschinenfabrik GmbH & Co. KG 1956 die Aktienmehrheit übernehmen konnte.
Anfang der 70er wurde zwischen Rathgeber und Meiller ein Organschaftsvertrag geschlossen, 1986 wurde Rathgeber von Meiller vollständig übernommen.
Am 19. Juni 2012 wurde in der ordentlichen Hauptversammlung der börsennotierten Rathgeber AG beschlossen, dass die Aktien der Rathgeber-Minderheitsaktionäre auf die F.X. Meiller Beteiligungs-GmbH als Hauptaktionärin übertragen werden.
Die heutige RATHGEBER AG fungiert seither als Immobiliengesellschaft.